Anfang: 13. November 2008
nachdem ich mehrere besorgte Anfragen bekommen habe, warum wohl seit Juli keine Nachricht von mir vorliegt, möchte ich zum Jahresende doch noch mal berichten: Es geht mir ausgesprochen gut. Nach dem letzten MRT im September bin ich unverändert krebsfrei, und vom nächsten am 22. Dezember – nach dem, wie ich mich fühle – erwarte ich nichts anderes. „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“ – ist die Jahreslosung 2009, und in meinem Fall hat sie sich bewahrheitet. Wenn ich zurückdenke, wie es mir letztes Weihnachten (und besonders einen Monat später am Ende der Therapie) ging, kann ich voller Dankbarkeit sein. Ich habe zwar noch kleinere Einschränkungen (wie Mundtrockenheit, nur wenig Geschmacksinn, nasale Stimme), aber ich habe schon angefangen mein kommendes Semester vorzubereiten: Im März möchte ich wieder anfangen zu arbeiten. Zwar werde ich noch keine regelmäßigen Vorlesungen halten, wohl aber einen Online-Studiengang betreuen. Vorausgesetzt meinem Widerspruch gegen den Berentungsbescheid wird stattgegeben – das entscheidet der Amtsarzt im neuen Jahr, den ich dann von meiner Arbeitsfähigkeit überzeugen muss. Normalerweise macht man das umgekehrt. Für mich ist es aber auch ein nützlicher Therapieansatz das Ziel anzustreben, wieder ins Berufsleben einzusteigen: Ich habe schon angefangen, die Hochschule zu vermissen. Die wenigen Unterredungen in den letzten Wochen und die Begegnungen mit Kollegen, Studenten haben richtig Spaß gemacht. Aus diesem Grund mache ich auch in der Kälte regelmäßig Sport (täglich eine Stunde Nordic Walking mit dem Hund) und meine Kräfte sind schon weitgehend zurück. Nur meine Stressempfindlichkeit ist noch da: Ich merke, wie eine angeregte Unterhaltung oder Besprechung mich ziemlich erschöpft. Glücklicherweise kann ich langsam anfangen, im Sommersemester werde ich noch nicht die volle Arbeitsbelastung haben.
Auch familiär geht es uns nach wie vor sehr gut. Im August (nach Esthers Rückkehr aus Toronto) hatten wir nur fünf Tage, wo alle zu Hause waren: Unser Jüngster fühlt sich inzwischen in Florida (in seinem 11. Schuljahr) sehr wohl: Wenn er könnte, würde er gar nicht zurück wollen. Die drei Großen (die Studenten) kommen zu Weihnachten nach Hause, wir freuen uns alle auf die Gemeinschaft. Zum Heiligabend haben wir eine iranische Medizinstudentin eingeladen – es wird eine neue Erfahrung mit einer Muslime Weihnachten zu feiern.Das wünsche ich Euch/Ihnen allen zu Weihnachten: Die Liebe Gottes, weswegen er Mensch geworden ist, zu erfahren.
Andreas Solymosi