Anfang: 13. November 2008


1. Februar 2013

Nur noch ein Jahr,

... und dann gelte ich auch medizinisch als geheilt: Vor 4 Jahren wurde ich aus der Klinik entlassen . Huh, da ging es mir schlecht! Wenn ich so meine Blogeinträge von damals lese, bin ich umso dankbarer dafür, wie es mir heute geht. Ich lese nicht nur meinen Blog, sondern auch die Texte, die ich in der Klinik und den Monaten danach getippt habe, um mit meiner Umgebung zu kommunizieren. Meine Zunge war verbrannt, ich konnte gar nichts reden. Dafür ist es schon unwahrscheinlich, dass ich heute Vorlesungen halte und in unserer Gemeinde predige. Selbst wenn füch mich das Reden doch anstrengend ist. Nicht so sehr vom Sprechen her, sondern die Konzentration, der Stress. Das ist das eine, was von den Nebenwirkungen der Therapie übriggeblieben ist: meine Stressempfindlichkeit. Wenn die Heizung zu Hause ausfällt, oder eine Flugreise, oder Weihnachten ... alles verursacht Stress und erschöpft mich über die Maßen. Deswegen freue ich mich darauf, dass ich zum 1. April emeritiere, also offiziell Rentner bin. Das wird zwar noch nicht sehr viel an meinem Leben ändern, weil ich im Sommersemester noch einen Lehrauftrag angenommen habe, um  weiterhin nur stufenweise in meinem Ruhestand zu versinken. Vor drei Jahren hätte ich zwangsverrentet werden sollen, ich habe aber Widerspruch eingelegt, und das war eine hervorragende Entscheidung. Selbst wenn es mir schwerfällt, Vorlesungen zu halten, hat die fortgesetzte Berufstätigkeit wesentlich zu meiner Rekonvaleszenz beigetragen. So setze ich sie mindestens noch ein halbes Jahr fort.

Nächsten Winter möchte ich aber von Deutschland Richtung Süden verschwinden. Eine andere Nebenwirkung ist nämlich, dass das Einatmen der kalten Luft sehr unangenehm ist. Die Schleimhaut wurde durch die Bestrahlung geschädigt, sie wird nicht so gut durchblutet und die Luft wird nicht aufgewärmt wie bei einer gesunden Nase. Es fühlt sich so an, wie vor 50 Jahren in Leningrad (wo ich 5 Jahre lang studiert habe) bei -40 Grad. Da kam auch eiskalte Luft in der Luftröhre an und man hielt sich nur kurz im Freien aus. Wir spaßten damit, wir müssten auf der Straße rennen, damit unsere Fußsohlen nicht festfrieren.

Also, ein guter Grund uns zu überlegen, ob wir nächsten Winter ein halbes Jahr Rentnerurlaub in Australien oder Neuseeland verbringen. Von Letzterem schwärmt unser Thomas, der mit seiner Frau Lina nach ihren erfolgreichen Bachelorabschlüssen ein Freisemester genommen hat und Work-and-Travel betreibt. Sie singen eine Stunde vor einem Supermarkt, nehmen 100 Dollar ein und stellen ein Schild auf: „Wir arbeiten für Kost und Logis“. Früher oder später nimmt sie jemand mit und so finden sie viele neue Freunde in diesem freundlichen Land. Sie schreiben auch einen beeindruckenden Blog über ihre Reise.

Auch unsere anderen Kinder sind in alle Welt zerstreut. Beziehungsweise Esther nicht mehr, sie ist schon vor Weihnachten aus Peru heimgekehrt. Dort hat sie ihr letztes Praktikum vor dem Staatsexamen im Missionskrankenhaus Diospi Suyana verbracht. Jetzt lernt sie zu Hause für ihre letzte Prüfung im März/April.

Judith verbringt ein Erasmus-Jahr in Bordeaux. Zu Weihnachten war sie heimgeflogen und es war wunderbar zu hören, wie gut sie dort untergekommen ist: Sowohl was ihre Wohnsituation betrifft, wie auch Freunde, Gemeinde, Studium. Gott sorgt für sie, ebenso wir für unsere anderen Kinder.

Philip hat nämlich nach dem erfolgreichen Abitur auch mit seinem Studium in Freiburg angefangen (wo Judith nach ihrer Rückkehr noch ein Jahr bis zu ihrem Psychologie-Master bleiben wird). Er hat sich für den Studiengang Molekulare Medizin entschieden. Er lernt alles, was Ärzte lernen, außer dem Praktischen: Er wird nicht heilen sondern forschen. Es gefällt ihm gut. Uns freut es besonders, dass er sich in der Freiburger Campus-Gruppe engagiert. Selbst die für Studenten kritische Wohnungssuche ist ihm erspart geblieben, weil er einen Platz im evangelischen Wohnheim bekommen hat.

Manche wissen, dass ich Science Fiction immer schon gerne hatte. Und wie die meisten, nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Schreiben. Jetzt bin ich so weit, dass ich damit an die Öffentlichkeit herausrücke. Ich habe einige meiner Werke bei Amazon publiziert. Hier ist eine Liste für die, die Interesse haben.

Also, es geht uns gut; sogar sehr gut - Gott ist nach wie vor gut zu uns. Ich muss also nur noch ein Jahr durchhalten, und dann gelte ich auch offiziell als geheilt.


Hier sind noch einige neue Blog-Einträge von mir zu anderen Themen: