Anfang: 13. November 2008
bin offiziell noch nicht (erst nach fünf Jahren Symptomfreiheit), aber im
Wesentlichen schon. Ich bin gerade vom Onkologen zurückgekommen, und das MRT von letzter Woche ist völlig in Ordnung. Praise the Lord! Und so geht es mir auch.
Ich habe meine Zwangsverrentung erfolgreich abgewehrt und bin seit März wieder
im Beruf. Letzte Woche habe ich mehrere Vorlesungen gehalten, und es ist (von
meiner Stimme her) sehr gut gegangen. Es macht auch viel Spaß, wieder mit
Studenten zu arbeiten. Das Einzige, dass es deutlich erschöpfender ist als vor
der Therapie. Aber das wird auch noch besser werden. Ich überlege mir, wieder
ein Fachbuch (über Programmiersprachen) zu schreiben – ich bin also im Kommen.
Unsere Kirchengemeinde war ein guter Ort, mich schrittweise ins öffentliche Reden einzuüben. Der erste Vortrag im Alpha-Kurs (für am Glauben Interessierte) im Januar war noch kurz und schwerfällig; vorletzten Sonntag habe ich aber schon eine (zu?) lange Predigt über das Wirken des Heiligen Geistes gehalten. Unsere Kleingruppe vom Alpha-Kurs setzen wir als Hauskreis fort, den ich jeden Freitagabend leite – das läuft etwa wie ein kleines Seminar mit Studenten. Schön, dass dabei Menschen näher zu Gott kommen.
Generell gesagt geht es mit mir weiter aufwärts. Es gibt noch Platz, und es ist sehr langsam, aber mein Körper erholt sich von der extremen Belastung durch die Therapie definitiv und wahrnehmbar. Beispielsweise mein Geschmack: Einige Speisen kann ich schon richtig genießen, wenn auch andere (wie Schokolade) mir völlig fade erscheinen. Das tut allerdings meiner Figur gut – ich muss nicht mehr für mein Gewicht kämpfen. Ich habe mir abgewöhnt, mehr zu essen als das, was gerade reicht. Mit dem täglichen Nordic Walking führe ich also einen ausgewogenen Lebensstil.
Damit mein Bericht etwas Glaubwürdigkeit bekommt, beklage ich mich auch, und zwar über meinen Schlaf. Vielleicht liegt es am Alter, aber ich wache immer zu früh auf und dann fühle ich mich den ganzen Tag ziemlich kaputt. Schlecht, wenn ich vom Berliner Kulturleben profitieren will. Zum Beispiel war ich vor kurzem mit meiner Tochter im bekannten Jazz-Klub Quasimodo, wo die Jam-Session erst nach Mitternacht angefangen hat. Trotz Unausgeschlafenheit war es phantastisch!
Familiär könnte es auch nicht besser gehen. Die drei Großen studieren erfolgreich (in Berlin bzw. in Freiburg) – alle mit guten Stipendien. Unser Jüngster kommt demnächst aus seinem Amerika-Jahr zurück, wo es ihm offenbar sehr gut geht. Dann hat er noch zwei Jahre bis zum Abitur. Ingrid arbeitet in der Praxis für Psychiatrie und es macht ihr nach wie vor Spaß, Menschen helfen zu können. Aufregend sind die Hochzeitsvorbereitungen: Thomas heiratet im August und seine Auserwählte ist die Beste, die man sich unter einer Schwiegertochter vorstellen kann. Alle 4+1 Kinder leben eng mit Gott und die Konsequenzen lassen sich sehen.
Insgesamt kann ich nur bezeugen, wie gut Gott ist: Die hinter mir liegende Krankheit war sehr strapaziös, aber das was herauskam, ist mehr Wert als was es gekostet. Gott hat es geschafft, aus dieser bösen Geschichte etwas richtig Gutes zu machen. So, wie es auch im Bestseller Die Hütte dargestellt wird, die wir schon sehr oft verschenkt haben (zuletzt heute dem Onkologen). Vor anderthalb Jahren war ich gerade am Lesen (damals gab es sie nur auf Englisch), als ich von der Diagnose erfuhr. Das im Buch dargestellte Gottesbild half mir, mit der Erkrankung fertig zu werden und von Gott das Beste zu erwarten. Er hat mich nicht enttäuscht und ich kann bekunden: Es lohnt sich, sein Vertrauen auf Ihn zu setzen.
Herzliche Grüße
Andreas Solymosi