Anfang: 13. November 2008


7. April 2011

Hallo, wunderbare Welt,

es gibt mich noch. Ich bin immer noch geheilt. Im Moment speziell nicht so sehr, ich muss nämlich noch eine Nacht hier in der Klinik bleiben und versuche die tote Zeit mit Blogschreiben sinnvoll zu gestalten. Dass ich aber so weit bin, ist nur möglich, weil auch nach zwei Jahren kein Tumor vorhanden ist – sagt das MRT. Deswegen konnte endlich meine Nase repariert werden, die durch die Therapie verstopft wurde und weswegen ich schlecht Luft bekam. Jetzt bekomme ich sie noch schlechter, aber das nur 10 Tage, bis die Metallplättchen entfernt werden, die ein erneutes Verwachsen verhindern sollen. Ich hätte gerne heute schon zu Hause geschlafen, aber ich sehe ein, das Risiko einer Blutung oder so sollte nicht vernachlässigt werden. Während der Operation gestern hat die Chefärztin auch den Innenraum angeschaut, aber keine Probe entnommen, weil sie nichts Verdächtiges gesehen hat. Das sind laute gute Nachrichten, selbst wenn es mir im Moment etwa so geht, wie vor zwei Jahren nach der Therapie – ach, das war schlimm... Aber – und ich betone es immer wieder – Gott hat das Böse ins Gute umgewandelt, und was herauskam, ich mehr Wert, als was es gekostet hat. Seitdem genieße ich diese wunderbare Welt mehr als je zuvor. Seitdem kann ich in allem (selbst was auf den ersten Blick schlimm aussieht) danach trachten, was wohl Gott dabei gedacht hat und auf welche Weise das zu unserem Besten dient (gemäß Römer 8:28). Gerade dieses Wort „trachten“ aus Matthäus 6:33 hat mich in den letzten Monaten sehr bewegt, seitdem wir uns mit Ingrid für die Silvestertagung von Campus für Christus als Hauptreferenten vorbereitet haben. Die altbekannten Campus-Konzepte („Erfülltsein mit dem Heiligen Geist“, „Jesus im Zentrum“, „Eng mit Gott leben“, usw.) konnten wir dabei im neuen Licht darstellen und aus unseren Erfahrungen heraus praktisch machen. Das Schöne ist dabei, dass wir es jetzt auch selber bewusster erleben und in Gesprächen vielen helfen können, ihre eigene Situation mit Gottes Augen zu sehen und zu beurteilen. Wenn wir bereit sind, auch durch unangenehme Erfahrungen (wie z.B. meine voll verstopfte Nase jetzt, oder dass ich mit einem frischoperierten Schnarcher meine kommende Nacht verbringen muss) unsere Gesinnung – nach Römer 12:2 – zu erneuern, dann werden wir immer mehr so denken wie Gott, wir werden ihn immer mehr verstehen, und was für ein wunderbares Leben er für uns vorgesehen hat.

Und ich kann es voll bezeugen. Vor allem mit unserer Familie. Unser Jüngster macht nächstes Jahr Abitur, er ist unser letztes Kind zu Hause. Aber die anderen kommen auch immer wieder gerne: Die eine ist bald mit ihrem Medizinstudium fertig, die andere hat bald ihren Bachelor in Psychologie. Die Frage und Gebetsanliegen bei beiden, wie es weiter geht. Die Älteste wird wahrscheinlich ihren Facharzt in Pädiatrie machen; die zweite bleibt voraussichtlich in Freiburg fürs Masterstudium in pädagogische Psychologie – beide haben offenbar ein Herz für Kinder. Unseren Sohn anzuschauen ist eine pure Freude – welches Paar im ersten Ehejahr nicht? Er studiert Biotechnologie, sie Chemie und Biologie mit Lehramtoption (noch ein Kinderfreund in der Familie), beide im vierten Semester. Alle vier haben ein Stipendium von einer Stiftung, daher sind wir finanziell entlastet. Das ist auch deswegen nicht schlecht, weil ich jetzt im Teilzeitruhestand bin, was die weniger Arbeitsbelastung mit einem geringeren Einkommen koppelt. Das ist aber gerade das Richtige für mich: Auch wenn die Arbeit nach wie vor Spaß macht, bin ich bei weitem nicht mehr so belastbar wie früher. Ich führe jetzt Online-Kurse durch und betreue meine Studenten in ganz Deutschland von zu Hause aus übers Internet. Das bedeutet regelmäßige Video-Vorlesungen und gelegentliche Präsenzzeiten, wo alle für einen Samstag nach Berlin fahren müssen. Ich selber muss dabei immer wieder etwas Neues lernen, weil ja die Entwicklung in der Informatik nicht stehen bleibt.

Jetzt in den Winter-Semesterferien waren wir mit Ingrid für eine Woche in Madrid; letztes Jahr war es Barcelona, zuvor Lissabon. Die Stadtbesichtigungen auf der Iberischen Halbinsel sind für uns immer eine Erholung im langen Berliner Winter, wo dort alles schon blüht und man ohne Jacke herumläuft. Leider immer nur eine Woche, weil sie ihre Patienten nicht länger alleine lassen möchte. Es ist auch ein Wunder, wie gut sie nach den langen Kinderjahren in ihren Beruf zurückgekommen ist und ihn genießt. Das Beste ist aber, dass es immer wieder Patienten gibt, die bereit sind, sich auf Gott einzulassen und ihre Heilung von ihm zu erwarten. Einige sind durch sie schon zum Glauben gekommen, die sich teilweise in Kirchengemeinden engagieren. So wie es auch für mich wichtig ist, dass meine Studenten von meiner Beziehung mit Gott erfahren, und mit den Interessierten gibt es immer wieder gute Gespräche.

So viel Gutes für heute. Herzliche Grüße

Andreas Solymosi

P.s. Hier sind noch einige neue Blog-Einträge von mir zu anderen Themen:

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